Countertenor Andreas Scholl spricht über Musik, die ihm besonders am Herzen liegt – und überrascht mit einer bunten Mischung, die von Klassik über Pop bis hin zu American Folk reicht.
Jochen Kowalski, RSB, Heinz Fricke:
Händel – Palido il sole (Artaserse)
Mein Freund Jochen Kowalski ist ein großes Vorbild und ein Weichensteller für die deutschen Countertenöre. Das gesangstechnische Niveau hat sich bis heute extrem weiterentwickelt, aber er ist einer dieser Sterne der Vergangenheit, die auch heute noch problemlos bestehen würden.
Bowman, ASMF, Willcocks:
Händel – O thou that tellest (Messiah)
James Bowman hat eine ganz charakteristische Stimme. Gerade viele junge Kollegen denken ja, je schneller und üppiger, desto besser. Aber Persönlichkeit offenbart sich nicht im Virtuosen, sondern vielmehr in Liedern, langsamen Arien – in allem, was sich stark am gesprochenen Wort orientiert.
Billy Joel:
Lullabye (Goodnight, My Angel)
Darauf bin ich bei der Recherche für das Album „The Family Songbook“ gestoßen, das meine Frau Tamar und ich vor drei Jahren aufgenommen haben. Obwohl ich Fan von Billy Joel bin, kannte ich dieses Lied vorher nicht. Als ich es das erste Mal hörte, habe ich geheult wie ein Schlosshund.
Charlie Haden, Quartet West:
The Wayfaring Stranger (Traditional)
Charlie Haden wollte eigentlich nach einer Krankheit nie mehr singen. Man hört auch, dass er nach jedem zweiten Wort Luft holen muss. Aber genau dadurch spürt man diese berührende Zerbrechlichkeit in der Stimme. Es ist eben keine Akrobatik, sondern Gesang in Reinform.
Jamestown Revival:
Medicine
Wenn ich irgendwo länger im Auto unterwegs bin, höre ich am liebsten Jamestown Revival. Die Landschaft fliegt dann so vorbei! Diese Jungs sind nicht so „polished“, sondern einfach authentisch und haben eine gesunde Philosophie. Auch auf der Bühne sind die so tiefenentspannt.
Idan Raichel, Andreas Scholl:
In stiller Nacht
Idan Raichel ist einer der größten Popstars Israels, den ich schon immer mal treffen wollte. Heute sind wir gut befreundet. Für „Quarter to Six“ wollte er ein Lied auf Deutsch machen. Damals lief eigentlich keine deutschsprachige Musik im israelischen Radio. Aber Idan ist nun mal auch ein Wegbereiter.
Hören Sie hier das vollständige Interview in unserem Podcast „Gern gehört“ mit Moderator Holger Wemhoff.