Wer nach Meiningen möchte, muss eine lange Strecke durch die Provinz in Kauf nehmen. Oder er genießt die Fahrt. Durch die Rhön vom Südwesten, am „Rennsteig“ vorbei, wenn man vom Nordosten kommt, oder durch den Thüringer Wald: Alle Wege führen nach Meiningen durch die Natur. Reist man mit der Bahn an, öffnet sich kurz nach dem Ausstieg der Englische Garten, an dessen Fuße das kulturelle Zentrum der Stadt und der Region liegt: das Staatstheater Meiningen. Hier wurde Bühnen- und Musikgeschichte geschrieben.
Das Haus ist eng mit Johannes Brahms und einem seiner Förderer verbunden: Hans von Bülow arbeitete von 1880 bis 1885 als Musikintendant in Meiningen, wo er die Hofkapelle zu einem Eliteorchester formte, das mittlerweile selbst zum Sprungbrett für Weltstars am Pult geworden ist. Kirill Petrenko zum Beispiel war hier von 1999 bis 2002 Generalmusikdirektor. Leidenschaftlich trat v0n Bülow für die Werke Johannes Brahms’ ein, der hier selbst seine dritte und vierte Sinfonie zur Uraufführung brachte. 1899 wurde im Englischen Garten das weltweit erste Brahms-Denkmal eingeweiht.
Zwischen den Theaterbesuchen wird gewandert
Außerdem wird das Meininger Theater als Wiege des Regietheaters anerkannt, denn unter Georg II., der 1866 die Regentschaft im Herzogtum und zugleich auch die Leitung des Theaters übernahm, kam es zu aufsehenerregenden Inszenierungen, mit denen die Meininger Ende des 19. Jahrhunderts durch ganz Europa reisten. Bis heute hat das Theater eine enorme Anziehungskraft, wie die Auszeichnung „Publikum des Jahres 2022“ durch das Klassikmagazin concerti beweist. Zwischen den Theaterbesuchen kann man um Meiningen herum im Werratal wandern, selbstverständlich auch auf dem Johannes-Brahms-Wanderweg. Das Turmcafé im Hessensaal der Meininger Schlossanlage Elisabethenburg lädt anschließend zur nostalgischen Einkehr.