Mit ihrer unveränderlichen Position am Himmel dienten Fixsterne den Seefahrern bereits in der Antike zur Navigation. Im Mittelalter kam im übertragenen Sinne die Gottesmutter Maria als nautische Schutzpatronin und wegweisender „Stern des Meeres“ hinzu. Der Hymnus „Ave maris stella“ inspirierte fortan die Tonschöpfer zu prächtigen Kompositionen. Eine davon ist die gleichnamige Messe des spanischen Renaissance-Meisters Tomás Luis de Victoria. Der RIAS Kammerchor und sein Chefdirigent Justin Doyle lassen um diesen empfindsamen Fixstern moderne und zeitgenössische Marienmotetten von Einojuhani Rautavaara, Rory Wainwright Johnston und James MacMillan kreisen.
Im zweiten Teil des Abends kontrastieren kurze Marienvertonungen des 16. Jahrhunderts Francis Poulencs Messe G-Dur von 1937. Ein Jahr zuvor war der Komponist, beeinflusst vom Tod eines Freundes und einer Wallfahrt zur Schwarzen Madonna im südfranzösischen Rocamdour, zum Katholizismus konvertiert