Haben Sie noch nie den Namen Friedrich Wilhelm Kücken gehört? Es würfe keinen Schatten auf eine schmachvolle Wissenslücke, denn der Schweriner Komponist des 19. Jahrhunderts ist – wie viele seiner Zeit in der zweiten und dritten Reihe – hinter den Großleuchten des Musikbetriebs längst verblasst. Dennoch hatte der Sohn eines Scharfrichters eine beeindruckende Karriere als Hofkapellmeister zu Stuttgart aufzuweisen und komponierte neben mehreren Opern vor allem viele Lieder, die weltweit Verbreitung fanden. Dass Ingo Martin Stadtmüller als Generalmusikdirektor des Schleswig-Holsteinischen Landestheaters mit seinem Sinfonieorchester immer wieder völlig unbekannte Werke ausgräbt, ist aller Ehren wert, zumal wenn es sich um Schöpfer aus dem stets unterschätzten Norden handelt.
Beim 3. Sinfoniekonzert, mit dem er zu fünf Terminen quer durch Schleswig-Holstein tourt, bringt er sogar noch einen weiteren Unbekannten mit: Hans Sommer, ebenfalls einer der vielen vergessenen Hochromantiker, war in Braunschweig gebürtig und machte sich unter den neugierigen Augen und Ohren von Richard Strauss einen Namen als Austester einer neuen Mischform von Sprech- und Musiktheater. Als Klammer um beide Entdeckungen fungieren mit Tschaikowskys meisterhafter Konzertouvertüre „Romeo und Julia“ und der Vierten von Brahms zwei Kassengaranten, und schmachvoll wäre nur, sich das entgehen zu lassen.