Die Suche nach der eigenen Identität durchzieht das literarische Werk von Max Frisch wie ein roter Faden. Sie kulminiert in seiner späten Erzählung Der Mensch erscheint im Holozän. Ein heftiges Unwetter entfesselt Wassermassen, so dass der isoliert in einem Bergdorf lebende Protagonist Geiser von der Außenwelt abgeschnitten ist. Nicht nur sein fortschreitender körperlicher Verfall, vor allem die Angst vor dem sich abzeichnenden Gedächtnisverlust machen dem alten Mann zu schaffen. Mithilfe eines zwölfbändigen Lexikons versucht er, seine Gedanken enzyklo-pädisch festzuhalten und zu ordnen, indem er die Wände seiner Hütte mit diesem gesammelten Weltwissen tapeziert. Doch sein Projekt entgleitet ihm zunehmend, während die Auflösung der äußeren Welt die seiner eigenen Persönlichkeit widerspiegelt.
Der niederländische Komponist, Filmemacher und Regisseur Michel van der Aa verarbeitet die 1979 erschienene Erzählung des Schweizer Schriftstellers zu einem Kammermusiktheater für einen Schauspieler, Streichquartett und Film. In dem begegnet der alte Geiser seinem jungen Ich auf der Bühne. Gespielt werden beide von Vater und Sohn Timothy und Samuel West.