Wenn in Basel nach mehr als vierzig Jahren erstmals wieder ein „Ring“ neu geschmiedet wird, will man sich nicht bloß mit der üblichen, simplen Aneinanderreihung von Aufführungen begnügen, nein, man macht direkt ein Festival draus. Entsprechend spektakulär startet man am hiesigen Theater in die neue Saison: Fünf Premieren in vier Wochen stehen auf dem Programm, die das Wagnersche Monumentalwerk mit neuen Perspektiven bis in den letzten Winkel ausleuchten sollen.
Schwerpunkt des Ganzen ist und bleibt natürlich die Neuinszenierung der vier Opern des Zyklus „Der Ring des Nibelungen“. Dessen Vorabend, das leuchtende, abenteuerliche „Rheingold“, sowie der erste Festspieltag, die martialisch schmachtende „Walküre“, werden beide im September auf die Bühne gebracht. Die Premieren der beiden Folgeopern, der episch-scherziöse „Siegfried“ und das tosende, flammend-flutende Finale der „Götterdämmerung“, erfolgen in einem zweiten herbstlichen Festivalreigen in der nächsten Spielzeit (2024/2025). Regie führt in allen vier Fällen der gebürtige Kölner und seit 2020 als Basler Intendant und Künstlerischer Leiter tätige Benedikt von Peter.
Weiter in die Welt des „Rings“ eindringen
„Die Neuinszenierung des vierteiligen Opern-Zyklus untersucht die Auswirkungen von Wotans patriarchaler Machtherrschaft auf die nachfolgenden Generationen. Daneben haben wir Theatermacher mit unterschiedlichen Hintergründen und ästhetischen Ansätzen eingeladen, eigenständige Perspektiven auf Wagners Weltendrama einzunehmen und sie kritisch zu kommentieren“, erklärt von Peter.
Zu den Begleitpremieren gehört auch das Werk „Rheinklang – Ein Chorritual“ des Elektronik-Komponisten Matthew Herbert. Dieser bringt das Rheinwasser in sämtlichen Aggregatzuständen auf dem Theaterplatz zum Klingen, befasst sich dabei vor allem mit dem Sinnbild der ausgebeuteten Natur – ein zentrales Motiv im „Ring des Nibelungen“. „Der Yopougon-Ring“ wiederum beleuchtet Wagners Mythenwelt aus einer postkolonialen Perspektive. Das Kollektiv rund um Monika Gintersdorfer und Knut Klassen stellt sich der Thematik gemeinsam mit Performerinnen und Performern aus der Elfenbeinküste, spiegelt Magie und Mythos, Herrschaft und Heroenkult in einem interdisziplinären Format zwischen Tanz, Diskurs und Popkultur. Bezug zum Kolonialismus stellt auch der dokumentarische musiktheatrale Parcours „Gold, Glanz und Götter“ her, mit der sich das Regieduo Hans-Werner Kroesinger und Regine Dura anhand des Goldraub-Motives auseinandersetzt. Darüber hinaus führt ein ausführliches Rahmenprogramm mit zahlreichen Vorträgen weiter in die Welt des „Rings“ ein.