Die Corona-Krise betrifft im Klassikbereich alle – aber doch auf unterschiedliche Art und Weise. Während freischaffende Künstler über die sozialen Medien Wohnzimmerkonzerte veranstalten, die großen Häuser Opernproduktionen und Konzerte ohne Livepublikum aufführen und diese auf ihren Websites veröffentlichen, fällt es vor allem kleinen und mittelgroßen Theatern schwer mitzuhalten. Nicht nur müssen sie ihre Türen für Besucher schließen: Auch Bühnen und Probenräume bleiben größtenteils leer.
Trotzdem geht die Arbeit – teilweise – weiter, etwa am Mecklenburgischen Staatstheater. Herrengewandmeisterin Teresa Baumgärtel und Kostümdirektorin Ramona Andruschkewitsch haben in den letzten Tagen zusammen mit ihren Mitarbeitern insgesamt hundert Mund-Nasen-Schutz-Masken genäht. Dafür haben sie Nesselstoff verwendet, aus dem sie normalerweise die Prototypen der Kostüme herstellen. Dieser ist besonders gut für Schutzmasken geeignet, da er strapazierfähig und gut waschbar ist. „Die Masken sind natürlich ohne FFP, aber sie reichen für das medizinische Betreuungspersonal im Alltag aus“, erklärt Pressesprecher Johannes Lewenberg. Gespendet wurden die Masken an ein lokales Pflegeheim.
Das Mecklenburgische Staatstheater war nicht das erste und einzige Haus, das auf diese Idee kam: Das Team der Oper Frankfurt arbeitetet von zu Hause aus an den Masken, während Mitarbeiter aus verschiedenen Abteilungen zusammen, um Schutzmasken für die Kinderklinik Leipzig und weitere örtliche Krankenhäuser und Praxen anzufertigen. Auch das Stadttheater Bremerhaven möchte seinen Beitrag leisten und hat gemeinsam mit der Arbeiterwohlfahrt Bremerhaven einen Schnitt für Atemschutzmasken entwickelt. „Corona hat uns hart getroffen“, sagt die Leiterin der Kostümabteilung, Viola Schütze. „Andere arbeiten hart, um zu helfen, und auch wir wollen nicht untätig sein.“
Jeder kann Schutzmasken nähen
Von Untätigkeit kann auch am Tiroler Landestheater nicht die Rede sein. Hier wurden in den letzten drei Wochen insgesamt 7.200 Masken aus kochfesten Baumwollstoffen hergestellt. Diese sowie die Schnittmuster wurden von der Wirtschaftskammer Tirol zur Verfügung gestellt. Doch nicht nur die Theater können helfen. Wer selbst einen Beitrag leisten möchte, kann sich auf der Website des Oldenburgisches Staatstheaters eine Anleitung der Stadt Essen herunterladen und seine eigenen Schutzmasken nähen. Dafür braucht man lediglich vier Streifen kochfester Baumwolle, ein Stofftuch (bestenfalls auch aus Baumwolle) und einen langen, dünnen und biegsamen Draht – schon kann es losgehen.
Am Mecklenburgischen Staatstheater ist der Stoff mittlerweile aufgebraucht, aber der Wunsch, weitere Masken zu produzieren, sei weiterhin groß, sagt Lewenberg. „Wir haben sehr viele Anfragen und müssen gucken, ob wir diese wirklich abdecken können. Auf keinen Fall möchten wir falsche Hoffnung wecken.“ Im Notfall muss man also doch auf die Anleitung aus Oldenburg zurückgreifen.