Er ist nicht der erste Komponist, der sich der populären Liebestragödie Shakespeares gewidmet hat. Bereits der große Belcanto-Komponist Vincenzo Bellini hat mit „I Capuleti e i Montecchi“ dem Stoff ein klingendes Denkmal gesetzt – von Sergej Prokofjews Ballettadaption ganz zu schweigen. Mit Roméo et Juliette zeigt 3sat am Samstag Charles Gounods französisch-lyrische Version der Tragödie in einer szenischen Interpretation von Regisseur Ted Huffman, die dieser 2023 am Opernhaus Zürich zur Aufführung brachte. Das Werk, das Gounod für die Weltausstellung 1867 komponiert hatte, war mit über hundert Vorstellungen bereits im Jahr seiner Uraufführung ein großer Erfolg und gehört heute mit „Faust“ zu den bekanntesten und beliebtesten Bühnenwerken des Kirchenmusikers und Opernkomponisten.
Das Liebes-Duett im Mittelpunkt
Mit vier großen Duetten ausgestattet, würdigt Gounod in Roméo et Juliette klar die intime Bedeutung der titelprägenden Figuren. In der Zürcher Neuproduktion werden diese dargestellt durch Sopranistin Julie Fuchs und Tenor Benjamin Bernheim, die ihre Karriere in Zürich begonnen haben. Die emotionsgeladenen und durch den französischen Romantiker virtuos ausgestalteten Arien sind dabei vor allem das Ergebnis der Vorlieben seines zeitgenössischen Publikums, dass auf ausführliche Liebesbekundungen Wert lag. Dass die ganze Tragödie in einen Konflikt zweier rivalisierender Familien gebettet ist, erscheint dabei nicht wichtig. Regisseur Huffman greift in seiner sachlich-nüchternen Inszenierung den klaren romantischen Fokus auf das Liebespaar auf, indem das Bühnenbild als Ablenkung ausgeblendet wird.
concerti-Tipp:
Mit Julie Fuchs (Juliette), Benjamin Bernheim (Roméo), Brent Michael Smith (Laurent), Yuriy Hadzetskyy (Mercutio), Philharmonie Zürich, Roberto Forés Veses (Leitung), Ted Huffman (Regie)
Sa. 13.01.2024, 20:15 Uhr
3Sat