„Claude Debussy hat eine Eigenschaft, die man in solchem Ausmaß bei fast keinem anderen Musiker findet, außer vielleicht bei Mozart: Es ist der Sinn für Geschmack. Debussy hat ihn fast im Übermaß“, schrieb der Schriftsteller und Musikkritiker Romain Rolland einmal über den französischen Komponisten. Kein Wunder, denn Debussy machte nicht nur mit seinem stets gepflegten Äußeren von sich reden, sondern auch mit seinen romantisch-impressionistischen Werken, mit denen er schon zu Lebzeiten große Erfolge feiern konnte.
Dabei strebte der am 22. August 1862 in Saint-Germain-en-Laye geborene Debussy zunächst eine Karriere als Pianist an. Sein außergewöhnliches musikalisches Talent wurde schon früh entdeckt und gefördert, so dass er bereits mit zehn Jahren am Pariser Konservatorium begann, Klavier zu studieren. Während er in den ersten Jahren noch viele Wettbewerbe gewinnen konnte, blieben die folgenden Jahre überraschend erfolglos, weshalb er in die Komponistenklasse wechselte. Zu seinen Lehrern gehörten Ernest Guiraud und zeitweise auch César Franck. Mit dem Gewinn des ersten Preises beim renommierten Wettbewerb „Prix de Rome“ 1884, konnte sich Debussy endgültig als junger Komponist etablieren.
Freunde auf Augenhöhe
Schon früh fand Claude Debussy seinen eigenen Kompositionsstil. Beeinflusst wurde er dabei auch durch seine Zeitgenossen Richard Wagner und Erik Satie. Nach Besuchen der Wagner-Festspiele in Bayreuth in den Jahren 1888 und 1889 war Debussy zunächst völlig beeindruckt von der Musik des deutschen Komponisten. Später nahm er allerdings eine kritischere Haltung gegenüber Wagner ein: „Ich fühle mich nicht versucht, das nachzuahmen, was ich an Wagner bewundere. Ich habe eine andere Vorstellung von der dramatischen Form: Die Musik beginnt da, wo das Wort unfähig ist, auszudrücken. Musik wird für das Unaussprechliche geschrieben.“
Eine wirkliche Künstlerfreundschaft verband ihn mit Satie. Während dieser in seiner Musik aber auf musikalische Vereinfachung und Formlosigkeit setzte, hielt Debussy zunächst sowohl harmonisch als auch formal an der klassisch-romantischen Tradition fest. Dennoch suchte er nach Alternativen, die er 1889 auf der Weltausstellung in Paris in Form von javanischer, russischer und arabischer Musik fand. Aber auch der aus den Vereinigten Staaten kommende Ragtime beeinflusste seine Kompositionen. Vor allem die synkopierten Rhythmen inspirierten Debussy unter anderem zu dem Werk „Childrens Corner“, das seiner Tochter Chouchou gewidmet ist.
Claude Debussy: Bis heute lebendig
Debussys Kompositionen waren zunehmend geprägt durch Pentatonik, Ganztonleitern sowie einer Verschleierung und letztlichen Loslösung von der Tonalität. Das gab seinen Werken etwas Schwebendes, schwer zu Fassendes und führten ihn schließlich weg von der klassisch-romantischen Tradition und ganz zur Moderne – zum Impressionismus, als dessen Gründer und Hauptvertreter er bis heute angesehen wird. Eines der besten Beispiele dafür ist sein Werk „Prélude à l’après-midi d’un faune“, eine sinfonische Dichtung, frei nach dem gleichnamigen Gedicht Stéphane Mallarmés, das Debussy 1894 den großen Durchbruch brachte.
Seitdem ist das Werk, ebenso wie seine Oper „Pelléas et Mélisande“, die sinfonischen Skizzen „La Mer“ sowie sein wohl bekanntestes Klavierstück „Clair de lune“ nicht mehr aus den Konzertsälen wegzudenken. Mit seinen hauptsächlich außermusikalischen Titeln wollte er keine Handlungsabläufe darstellen, sondern nur die Atmosphäre andeuten, was ihm gelungen ist. Wer Claude Debussy hört, lebt ihn auch. Bis heute gehören seine Kompositionen zu den meistgespielten und zu denen, die am häufigsten aufgenommen wurden. Seine Klavierwerke sind fester Bestandteil im Repertoire eines jeden Pianisten und immer wieder gern gehörte Stücke beim Publikum.
Den großen Durchbruch hatte Claude Debussy mit „Prélude à l’après-midi d’un faune“: