Der Kosmos war für Péter Eötvös die Keimzelle des Komponierens. 1961, er war siebzehn Jahre alt, wurde Juri Gagarin als erster Mensch in den Weltraum geschossen, ein Ereignis, das Eötvös zur Niederschrift des Klavierstücks „Kosmos“ veranlasste, Opus 1 seines Werkkatalogs. Da es auch in Konzertsälen der heutigen Zeit gespielt wird, resümierte er gegenüber concerti süffisant, scheine seine Komposition gar nicht so schlecht zu sein. Diese neckische Art von Humor findet man auch in seinen Opern wieder. Auch in ihnen befasste Eötvös sich – unter anderem – mit dem Kosmos. Darüber hinaus flossen die musikalischen Traditionen seiner ungarischen Heimat in seine Werke mit ein, eine künstlerische Prägung von seinem Lehrer Zoltán Kodály, eines leidenschaftlichen Sammlers klingender Erbstücke der Folklore.
Geboren wurde Péter Eötvös am 2. Januar 1944 in Siebenbürgen, im heute rumänischen Ort Odorheiu Secuiesc. An der Budapester Musikakademie erhielt er vierzehnjährig ersten Kompositionsunterricht bei Kodály, mit neunzehn erwarb er sein Kompositionsdiplom. Noch im Teenageralter verdiente er sein erstes Geld mit Auftragskompositionen für die Filmfabrik und mehrere Theaterhäuser in Budapest, ehe er von 1964 bis 1966 Dirigieren an der Kölner Musikhochschule studierte. Die dortige Ballung fortschrittlich gesinnter Geister der Neuen Musik hinterließ bei Eötvös tiefe Spuren. Von Karlheinz Stockhausen wurde er 1968 in dessen Ensemble geholt, Anfang der Siebzigerjahre arbeitete er am legendären Studio für Elektronische Musik des WDR, später wirkte er in Pierre Boulez’ Ensemble Intercontemporain. In diesen Jahren erwarb er sich einen Ruf, der weit über die Szene der Neuen Musik hinausreichte.
Péter Eötvös: Durchbruch als Opernkomponist mit Tschechow-Vertonung
Mit der Uraufführung seiner Vertonung von Anton Tschechows „Tri Sestri“ („Drei Schwestern“) feierte er 1998 in Lyon seinen internationalen Durchbruch als Opernkomponist. Seitdem war der viele Jahre in Deutschland aktive Künstler gefragter Komponist für Opern- und Konzerthäuser, schrieb unter anderem die Stücke „Psychokosmos“, „Seven – Memorial for the Columbia Astronauts“ und „Multiversum“, uraufgeführt 2017 in der Hamburger Elbphilharmonie. Die Faszination für den Kosmos ließ ihn einfach nicht los, bis in die jüngste Zeit hinein schrieb er Musik. „Ich denke meinen eigenen Beruf als eine Funktion. Ich habe eine Aufgabe zu erfüllen, weil ich die Fähigkeit zum Musikschreiben habe“, konstatierte er im concerti-Interview vor drei Jahren. Am Sonntag verstarb Péter Eötvös achtzigjährig nach langer Krankheit in Budapest.