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Zum Tod von Sofia Gubaidulina

Sofia Gubaidulina ist tot

Sofia Gubaidulina, die Grande Dame der Neuen Musik, ist im Alter von 93 Jahren gestorben.

vonJan-Hendrik Maier,

Ihr tiefer Glaube, ihr intensives Interesse für das Spirituelle im Besonderen und das menschliche Leben im Allgemeinen dienten Sofia Gubaidulina zeitlebens als Quellen der Inspiration. Am heutigen Donnerstag, 13. März, ist die russisch-deutsche Komponistin in der Nähe von Hamburg gestorben, wie ihre Verleger von Boosey & Hawkes und Sikorski melden. Sofia Gubaidulina wurde 93 Jahre alt.

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Sofia Gubaidulina wurde am 24. Oktober 1931 im russischen Tschistopol als Tochter einer Lehrerin und eines Mullahs geboren. Bereits ein Jahr danach zog die Familie nach Kasan, wo Gubaidulina später Klavier und Komposition bei Grigori Koran studierte. Mit 22 Jahren setze sie ihre Ausbildung am Moskauer Konservatorium fort. Obgleich mit einem staatlichen Stipendium gefördert, wurde sie schon als junge Komponistin Opfer von Repressalien in der Sowjetunion. Mehr als zwei Jahrzehnte durften ihre Werke vor Ort nicht aufgeführt werden. Zu ihren Fürsprechern zählte Dmitri Schostakowitsch. In den Siebzigerjahren gründete sie mit Viktor Suslin und Wjateschlaw Artjomow das Improvisationsensemble „Astreja“.

Sofia Gubaidulina: Komponieren als religiöse Handlung

Es ist dem Geiger Gidon Kremer zu verdanken, dass ihre Werke ab den Achtzigerjahren zunehmend im Westen aufs Konzertpodium gehoben und so einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurden. 1981 etwa uraufführte dieser ihr Violinkonzert „Offertorium“. Wie einst ihre Zeitgenossen Alfred Schnittke und Edisson Denisow siedelte auch Gubaidulina nach Deutschland über, seit 1992 lebte sie in der norddeutschen Kleinstadt Appen.

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„Ab und zu kommt sie zu uns auf die Erde und bringt uns Licht und geht dann wieder auf ihre Umlaufbahn“, beschrieb einmal Simon Rattle das Wesen der Komponistin. Absolute Musik war ihr fremd, nahezu allen Werken lag eine konkrete Vorlage zugrunde, sei es ein bestimmter Text, oder in Ritual. Dennoch trennte sie in ihrer Musik nie zwischen Weltlichem und Geistlichem. Komponieren sei für sie stets ein „sakraler Akt“ gewesen, Johann Sebastian Bach bezeichnete sie als Idealfigur.

Sofia Gubaidulina hinterlässt ein breit gefächertes Œuvre an Sinfonischem, Kammermusik und Chorstücken. Für ihre Arbeit erhielt sie zahlreiche Preise, darunter 1999 den französischen Orden „Pour le mérite“. Sie war Mitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg, der Akademie der Künste in Berlin und der Königlichen Musikakademie Stockholm sowie mehrfache Ehrendoktorin.

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