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Werke der Woche – Claude Debussy: „Prélude à l’après-midi d’un faune“

Wendepunkt und Meilenstein

Mehrere Anläufe brauchte Claude Debussy für die Komposition von „Prélude à l’après-midi d’un faune“. Der Aufwand gipfelte in seinem internationalen Durchbruch

vonJohann Buddecke,

Als der französische Schriftsteller Stéphane Mallarmé im Jahr 1876 sein elf Jahre zuvor entstandenes Gedicht „L’après-midi d’un faune“ veröffentlichte, fand es so gut wie keine Beachtung. Dennoch wurde Claude Debussy auf das in kunstvoll-musikalischer Sprache verfasste Lyrikwerk durch eine Rezension von Theodor de Wyzewas in der symbolistischen Zeitschrift „La Vogue“ aufmerksam und war sofort von der Ausdruckskraft und der verwendeten Symbolik hingerissen. Trotzdem kam ihm zunächst nicht der Gedanke, das Gedicht zu vertonen. Erst die Ankündigung einer Lesung mit Werken Mallarmés am 27. Februar 1891 brachte ihn auf die Idee, eine passende Begleitmusik zu komponieren. Am Ende dieser Arbeit stand sein berühmtes „Prélude à l’après-midi d’un faune“.

Langer Weg zum vollendeten Werk

Zu einer Vollendung der Komposition sollte es jedoch zunächst nicht kommen. Denn nachdem Debussy sich an die Arbeit gemacht und Ende des Jahren 1890 sogar erste Skizzen des Werkes fertigstellt hatte, wurde die Lesung abgesagt, was bedeutete, dass er mangels Kompositionsanlass die Arbeit an der Musik einstellte. Erst nachdem ein Jahr vergangen war entschied er sich, die Arbeit wiederaufzunehmen, plante dann aber, sein Vorhaben deutlich zu erweitern. So sollte aus der einstigen Begleitmusik schließlich eine dreiteilige Suite mit dem Titel „Prélude, Interlude et Paraphrase finale sur l’Après-midi d’un faune“ entstehen. Doch auch dieses Vorhaben gab Debussy wieder auf, seine Gründe dafür liegen bis heute im Dunkeln.

Doch noch bevor er den Plan mit der dreiteiligen Suite aufgab, hatte Debussy eine vorläufige Version des ersten Teils komponiert, die er zwischen 1893 und 1894 zunächst im Freundeskreis und später Stéphane Mallarmé vorspielte, der sich begeistert zeigte. Noch bis zur Uraufführung des Werks, die für den 22. Dezember 1894 in der Société Nationale de Musique in Paris geplant war, arbeitet Debussy akribisch an dem Werk und nahm noch während der Proben Veränderungen vor. Zeit für eine Namensänderung blieb da scheinbar nicht mehr, sodass die Komposition schlicht den Titel des ersten Teils der Suite behielt.

Particell des Werks "Prélude à l'après-midi d'un faune" von Claude Debussy. Holograph ca. 1891-1894
Particell des Werks „Prélude à l’après-midi d’un faune“ von Claude Debussy. Holograph ca. 1891-1894 © gemeinfrei

„Prélude à l’après-midi d’un faune“

Was die Zuschauer schließlich an jenem Dezembertag in Paris zu hören bekamen, sollte die Musikgeschichte an einen Scheitelpunkt bringen, war Debussy mit seiner sinfonischen Dichtung doch ein Meilenstein des musikalischen Impressionismus gelungen. Das Publikum reagierte begeistert, schließlich wurden sie Zeugen davon, was heute im Allgemeinen als Wendung der Musik, hin zur musikalischen Moderne verstanden wird. Auch Mallarmé war hingerissen, der anschließend in einem Brief an Debussy schrieb: „Ihre Illustrierung des „Après-midi d’un Faune“ bildet keine Dissonanz zu meinem Text, sie übertrifft ihn wahrlich eher an Sehnsucht, und an Licht, mit ihrer Feinheit, ihrer Schwermut, ihrem Reichtum.“ Die anwesenden Vertreter der Presse und Komponistenkollegen hingegen reagierten zunächst verhalten. So urteilte Camille Saint-Saëns, dass Debussy keinen neuen Stil erschaffen, sondern lediglich das Fehlen von Stil und Logik kultiviert hätte. Doch seinem Erfolg sollte jene Kritik keinen Abbruch tun. Das „Prélude à l’après-midi d’un faune“ bescherte Debussy seinen internationalen Durchbruch als Komponist.

Insgesamt ist das Instrumentalwerk, von dem Debussy zunächst selbst behauptete, es wäre lediglich von der Literaturvorlage inspiriert und würde keinesfalls narrativen Charakter aufweisen, nur 110 Takte lang und mit einer Aufführungsdauer von knapp zehn Minuten relativ kurz. „Die Musik dieses Préludes verbildlicht auf eine sehr freie Weise Mallarmés Gedicht; sie will es eigentlich gar nicht nacherzählen“, erläutere Debussy dazu später. Dass sich die moderne Tonsprache der Komposition jedoch ideal als narrative Basis für Tanztheaterproduktionen eignet, bemerkte auch der russische Balletttänzer und Choreograf Vaslav Nijinsky, dessen gleichnamiges Ballett ebenfalls zum Meilenstein der künstlerischen Moderne wurde.

Vaslav Nijinsk als Faun in "Prélude à l'après-midi d'un faune"
Vaslav Nijinsk als Faun in „Prélude à l’après-midi d’un faune“ © gemeinfrei

Die wichtigsten Fakten zu Claude Debussys Prélude à l’après-midi d’un faune:

Orchesterbesetzung:

3 Flöten, 2 Oboen, Englischhorn, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Harfen, 2 Cymbales antiques oder Crotales und Streicher

Spieldauer:

circa 10 Minuten

Uraufführung:

Dezember 1894

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Referenzeinspielung:

Cleveland Orchestra
Pierre Boulez (Leitung)
Deutsche Grammophon

Diese Einspielung von Debussys „Prélude à l’après-midi d’un faune“ glänzt sowohl durch ihren transparenten Orchesterklang, als auch durch das präzise Dirigat. Dabei entlockt Pierre Boulez’ atmosphärische Interpretation dem Cleveland Orchestra gefühlvoll den impressionistischen Zauber der Musik.

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Hier geht es zu den Termintipps zu Debussys „Prélude à l’après-midi d’un faune“

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