Ob man „King Arthur“ nun als Oper, als „semi-opera“ oder als Schauspiel mit Musik bezeichnet, ist für den Theaterbesucher letztlich unerheblich. Für ihn zählt nur, dass John Dryden, der englische National-Dichter, mit seinem Drama „The British Worthy“ (Der britische Held) Henry Purcell zu wunderbar atmosphärischer Musik inspiriert hat. Dass die Protagonisten nicht nur singend, sondern auch sprechend agieren und die Musik dann wie in einem Melodram den Text illustriert, mag manchem im Publikum vielleicht sogar entgegenkommen. Die Geschichte, um die es geht, ist jedenfalls zauberhaft.
Merlin, der sagenumwobene Zauberer, der es dank Walt Disney zur Berühmtheit weit über die britische Insel hinaus gebracht hat, ist darin ebenso verwickelt wie König Arthur, der für seine legendären Ritter der Tafelrunde den runden Tisch erfunden haben soll. Bekanntlich steht Merlin im Dienst des britischen Königs; außer ihm sind weitere Zauberer, Luft- und Erdgeister involviert (Sprechrollen), göttliches Personal von Cupido über Venus bis zu Pan (Gesangsrollen) sowie Chöre der Sachsen und der Briten. Denn die Braut Arthurs, Emmeline von Cornwall, ist von Oswald, dem König der Sachsen, entführt worden.
Ein wahres Happy End
Dass den Widersachern im Kampf um die von beiden begehrte Frau Zauberer und Geister beistehen, macht die Sache umso spannender. Verzauberte Wälder mit Nixen, Satyrn und Nymphen, als Frauen verkleidete Geister, zuletzt der dramatische Zweikampf zwischen den Giganten: Hier wird dem Zuschauer allerhand geboten. Letztlich besiegt Arthur Oswald und schenkt ihm großmütig das Leben. Merlin verkündet darauf allgemeinen Frieden. Ein von allen angestimmtes Loblied auf Britannien, in dem St. Georg, der Schutzpatron der Insel, gepriesen wird, beschließt das Werk. Ein wahres Happy End!
„King Arthur“ in Dessau
Das Theater Dessau, wo „King Arthur“ erstmals auf die Bühne kommt, hat sich entschieden, Drydens Text in deutscher Übersetzung und den gesungenen Text im englischen Original darzubieten – eine publikumsfreundliche Entscheidung. „Die Verbindung von spektakulärem Schauspiel, berückendem Gesang und tänzerisch-schwungvoller Instrumentalmusik für Ballett ist eine ganz eigene, reizvolle Theaterform, die es wiederzubeleben gilt“, erklärt Felix Losert, Operndirektor und leitender Dramaturg des Musiktheaters. „Ob Geist oder Zauberer, ob magische Zeremonie oder orakelnde Erscheinung: Für alle Arten des Übernatürlichen hält die Musik des unvergleichlichen Henry Purcell den berückenden Ausdruck bereit. Doch auch handfeste Trinklieder und Jubel-Chöre werden das Publikum mitreißen.“ Denn obwohl gemeinhin „semi-opera“ genannt, handele es sich bei dem 1691 im prächtigsten Theater Englands, dem Dorset Garden in London, uraufgeführten „King Arthur“ mitnichten um eine halbe Sache, sondern vielmehr um eine doppelte beziehungsweise dreifache. Also ein Billet kaufen – und dafür im Anhaltischen Theater Dessau Schauspiel, Musiktheater und Ballett zugleich bekommen!
Die wichtigsten Fakten zu Henry Purcells: „King Arthur“:
Besetzung:
in Sprechrollen:
King Arthur, König von Britannien, Merlin, sein Zauberer, Conon, Guillamar, Emmeline, Matilda, Oswald, Osmond, Philidel, Grimbald
in Gesangsrollen:
Cupid, Venus, Frostgeist, Zwei Sirenen, Pan, Nereiden, Chor der Sachsen, Chor der Briten, Schäferinnen und Schäfer
Uraufführung:
1691 in Dorset Garden in London
Aufführungsdauer:
100 Minuten
Referenzeinspielung
„King Arthur“
Jennifer Smith, Ashley Stafford, Elisabeth Priday, Gillian Fisher, Stephen Varcoe, Monteverdi Choir, English Baroque Soloists, John Eliot Gardiner (Leitung)
Erato
John Eliot Gardiner und die English Baroque Soloists präsentieren in dieser Einspielung Purcells „King Arthur“ in historischer Aufführungspraxis. Der Gesang überzeugt in Präsenz und Klarheit, Ouvertüre und Air erklingen agil und energiegeladen.
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