Im Herbst 1844 zog Robert Schumann mit seiner Familie von Leipzig nach Dresden. Doch er war erschöpft und krankheitsanfällig, er litt an Depressionen, Schlaflosigkeit und Ängsten. Genau in dieser Phase begann er, sich intensiv mit Bachs Polyphonie zu befassen, was dann auch in das neue Werk einfließen sollte. „Die Symphonie schrieb ich im Dezember 1845 noch halb krank; mir ist’s, als müßte man ihr dies anhören. Erst im letzten Satz fing ich an mich wieder zu fühlen; wirklich wurde ich auch nach Beendigung des ganzen Werkes wieder wohler“, schrieb Schumann über seine Sinfonie Nr. 2 C-Dur op. 61, die der Entstehung nach eigentlich bereits seine dritte war. Denn nach der Ersten hat er 1841 eine weitere komponiert, die aber erst 1851 als vierte Sinfonie veröffentlicht wurde.
Der erwartete Erfolg blieb zunächst aus
Die Uraufführung am 5. November 1846 im Gewandhaus zu Leipzig unter der Leitung von Felix Mendelssohn, den Schumann wie kaum einen anderen seiner Zeitgenossen schätzte, brachte nicht den erwarteten Erfolg. Erst die Wiederholung mit einer korrigierten Version einige Wochen später fand die ersehnte Zustimmung. Das reife Werk des Romantikers Schumann war nun beim Publikum angekommen.
Keimzelle der ganzen Sinfonie ist die choralartige Einleitung gleich zu Beginn des ersten Satzes, der mit dem Fanfaren-Motiv zu einem triumphalen Abschluss gebracht wird.
Das Scherzo gestaltet Schumann wie auch in seinen zuvor komponierten Sinfonien fünfteilig. Der lebhafte Charakter wird lediglich durch die beiden ruhigen Trioteile gebremst. Im dritten Satz führt Schumann ein neues Motiv ein: Der Beginn einer Triosonate aus Bachs „Musikalischem Opfer“, der im Seitensatz des Adagios erneut aufgegriffen wird. Mit unverminderter Energie steigert sich der letzte Satz, bis die Geigen unerwartet ein völlig neues Thema anstimmen, ein Zitat aus Beethovens Liederzyklus „An die ferne Geliebte“: „Nimm sie hin denn, meine Lieder…“
Hinwendung zur Klassik
Schumann folgte bei dieser Sinfonie stärker als gewohnt der klassischen Tradition, was sich nicht nur in der Viersätzigkeit widerspiegelt. Dennoch bleiben die einzelnen Sätze zyklisch miteinander verbunden. Durch das Beethoven-Zitat bestätigt Schumann eine Hinwendung zur Klassik, auch rückt das Werk in die Nähe von Mozarts „Jupiter-Sinfonie“. Im Sommer 1847 folgten Revisionen und Kürzungen der Sinfonie für die Drucklegung. Er widmet sie „Seiner Majestät dem König von Schweden und Norwegen Oscar I ehrfurchtsvoll“.
Die wichtigsten Fakten zu Robert Schumanns Sinfonie Nr. 2:
Orchesterbesetzung
2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Pauken in C und G, Streicher
Aufführungsdauer
ca. 40 Minuten
Die Uraufführung fand am 5. November 1846 im Leipziger Gewandhaus unter der Leitung von Felix Mendelssohn statt.
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Referenzeinspielung
Schumann: Sinfonie Nr. 2
Wiener Philharmoniker
Giuseppe Sinopoli (Leitung)
Deutsche Grammaphon
Giuseppe Sinopoli war der unangefochtene Meister der Balance. Mit dieser Aufnahme aus dem Jahr 1983 beweist er einmal mehr, dass Schumann sehr wohl mit einem großen zeitgenössischen Orchester gespielt werden kann. Gemeinsam mit den Wiener Philharmonikern schafft er die maximale Balance: Klare, differenzierte Streicher und majestätische, bedeutungsschwere Bässe. Das Tempo ist flott und steigert sich stellenweise zu wahnhafter Besessenheit, ganz den Empfindungen des Komponisten entsprechend. Durch die höchst individuelle sowie leidenschaftliche Interpretation des viel zu früh verstorbenen italienischen Dirigenten, verdient diese Aufnahme einen Platz in jeder gut sortierten CD-Sammlung.
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