Komische Oper (UA Leipzig 1837)
Die Ouvertüre beginnt mit einem Augenzwinkern, bevor sechs gewichtige Tuttischläge darauf verweisen, daß es in dieser Oper darum gehen wird, „Großes zu vollbringen…“
Holländische Zimmerleute bauen ein Schiff, ein Gastarbeiter singt ein russisch gefärbtes Handwerkerlied. Marie – ein sonniges Gemüt – besucht ihren (auch russisch-stämmigen) Freund auf der Werft. Der aufgeblasene Bürgermeister van Bett führt ein Verhör durch, weil sich unter den Arbeitern incognito der russische Zar befinden soll. Auch der französische und der englische Gesandte haben davon Wind bekommen. Auf der Werft wird gefeiert, während des Banketts ereignen sich diplomatische Verwechslungen – der Bürgermeister läßt vorsichtshalber alle einsperren. Für den noch unerkannten hohen Gast studiert er mit dem Kirchenchor eine selbstverfaßte Kantate („Dideldum“) ein. Vom unbemerkt auslaufenden Schiff aus grüßt der Zar die Zurückbleibenden…Ende mit Kanonenböller.
– bezaubernd: Mariens mit flottem Mundwerk vorgetragene Arie „Die Eifersucht ist eine Plage“,
– imponierend: van Betts selbstgefällige Arie mit dem Satz „O ich bin klug und weise“,
– rührend: das Lied Zar Peter des Großen „Einst spielt ich mit Zepter“,
– umwerfend: die Kantatenprobe mit dem Kirchenchor „Heil sei dem Tag“,
– hinreißend: der Holzschuhtanz der jungen Holländer(innen).
Lortzing war ein Theaterblut, er hatte einen ausgeprägten Sinn für Komik. Er legte seine lächelnden Melodien über das alberne Getue auf der großen und kleinen Weltbühne. Er war ein Könner, den seine Bescheidenheit adelte (Karl Grebe). Dabei war er nicht nur Komponist, sondern auch Textdichter und Schauspieler: den Peter Ivanow (Mariens Bräutigam) spielte er selbst.
Die Kunst des 1801 in Berlin geborenen Lortzing war volkstümlich, ohne sich anzubiedern. Seine Nation dankte es ihm auf ihre Weise: während seine Opern an vielen deutschen Theatern gleichzeitig gespielt wurden, ließ man ihn mit seiner Familie buchstäblich verhungern.
(Mathias Husmann)