Ludwig van Beethoven war 29 Jahre alt, als er seine erste Sinfonie komponierte. Ein durchaus später Start, wenn man bedenkt, dass Mozart bereits im Alter von acht Jahren seine ersten Werke innerhalb dieses Genres schrieb. Allerdings stand der gebürtige Bonner Beethoven zu Beginn seines sinfonischen Schaffens mehr unter Druck, einen eigenen Ton zu finden, als der junge Wolfgang Amadeus seinerzeit: Hatte er doch die Londoner Sinfonien Haydns und die letzten Sinfonien Mozarts im Rücken, die bereits die Ansprüche an die Gattung deutlich in die Höhe getrieben hatten.
Gerade Haydn gilt in diesen frühen Jahren als Vorbild, denn Beethovens erste Sinfonie gleicht in den äußeren Umrissen noch sehr den späten Sinfonien des älteren Komponisten-Kollegen. „Das Thema könnte auch von Haydn sein, wären da nicht Tempo, Dynamik und Überschwang.“, schreibt Mathias Husmann in seinen „Präludien fürs Publikum“ und macht immer wieder auf die Verbindung der zwei Komponisten aufmerksam.
Beethovens Sinfonien setzen Maßstäbe
Mit der Sinfonie Nr. 1 in C-Dur – einer Tonart, die in der Wiener Klassik für die Aufklärung und den Neubeginn stand – begann für Beethoven ein musikalisches Schaffen, das zum Zentrum seines kompositorischen Werkes werden sollte. Die barocke Instrumentalproduktion wurde von einzelnen, autonomen Werken abgelöst, die nun mit ganz eigenen, musikstrukturellen Problemen und Lösungen aufwarteten. Und so wird bei aller noch vorhandenen sinfonischen Tradition in Beethovens erster Sinfonie bereits eine persönliche, neue und mutige Ausdrucksweise deutlich.
Innerhalb der daraufhin folgenden 25 Jahre formte Beethoven die Gattung der Sinfonie mit neun teilweise schwergewichtigen Werken schließlich gänzlich neu und setzte Maßstäbe, an denen sich die folgenden Komponistengenerationen messen lassen mussten. So arbeitete Johannes Brahms 14 Jahre an seinem sinfonischen Erstling – bevor er wagte, diesen der Öffentlichkeit vorzustellen.
Die wichtigsten Fakten zu Beethovens Sinfonie Nr. 1 C-Dur op. 21:
Satzbezeichnungen
1. Satz: Adagio molto – Allegro con brio
2. Satz: Andante cantabile con moto
3. Satz: Menuetto (Allegro molto e vivace)
4. Satz: Adagio – Allegro molto e vivace
Orchesterbesetzung
2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauken und Streicher
Spieldauer: Ca. 25 Minuten
Die Uraufführung am 2. April 1800 dirigierte Ludwig van Beethoven selbst im K.u.K. National-Hof-Theater in Wien.
Referenzeinspielung
Beethoven: The Symphonies
Gewandhausorchester Leipzig, Riccardo Chailly (Leitung)
Decca/Universal
Von 2005 bis 2016 stand Riccardo Chailly am Pult des Leipziger Gewandhausorchesters und tat das, was die meisten der Gewandhausorchester-Dirigenten schon vor ihm taten: In alter Tradition spielte er den Zyklus der neun Beethoven-Sinfonien ein. Entstanden ist eine Aufnahme mit rasanten Tempi, die jedes Pathos vermeidet und zeigt, mit welch lebendiger Virtuosität das Gewandhausorchester zu musizieren vermag.