Mozart war ausgelaugt. Jahrelange Auftragsakquise und kostspiele Konzertreisen hatten ihn 1788 finanziell und psychisch an den Rand des Ruins getrieben. Dennoch musste es für ihn weitergehen, schließlich galt es eine Familie zu ernähren. Im Sommer begann er in Wien mit der Arbeit an drei großen Sinfonien – die Sinfonie Nr. 41 in C-Dur, KV 551, heute unter dem Beinamen Jupitersinfonie bekannt, sollte seine letzte bleiben. Was genau der Stein des Anstoßes für Mozart war, die umfangreiche Arbeit an drei großen Sinfonien aufzunehmen, ist heute nicht mehr rekonstruierbar. Dennoch kursieren verschiedenen Theorien, dass die Sinfonie etwa für geplante Konzerte im Spätsommer 1788 oder für eine Englandreise im selben Jahr, die aus verschiedenen Gründen nicht zustande kam, vorgesehen waren. Auch die Vermutung, dass Mozart eine großangelegte Opus-Veröffentlichung nach dem Vorbild Joseph Haydns plante, der im Vorjahr ebenfalls drei große Sinfonien – sogar in identischen Tonarten – komponiert und herausgegeben hatte, liegt nahe.
Glänzendes Resultat: Die Jupitersinfonie
Dass die Jupitersinfonie schließlich zu einem der größten Meisterwerke der Wiener Klassik wurde, gleicht, was überlieferte Mozart-Zitate belegen, an ein kleines menschliches Wunder. Wie nämlich aus einem Brief an einen Freund hervorgeht, plagten Mozart während der Kompositionsarbeit tiefe Depressionen: „…ich bin immer zu Hause; – ich habe in den 10 Tagen daß ich hier wohne mehr gearbeitet als in anderen Logis in 2 Monat, und kämen mir nicht so oft schwarze Gedanken (die ich nur mit Gewalt ausschlagen muß) würde es mir noch besser von Statten gehen.“ Seine Schaffenskraft verließ ihn nicht. Die Fertigstellung der Jupitersinfonie trug Mozart am 10. August 1788 in sein handschriftliches Werkeverzeichnis ein.
Schon die Anlage der Sinfonie, mit einer ausgedehnten Fuge im letzten Satz, eingebettet in einen klassischen Sonatensatz, macht das Werk im musikhistorischen Kontext bis dato einzigartig. Mozarts kompositorische Reife, die sich vor allem durch die Klarheit und Präzision der Musik auszeichnet, zeigt sich bereits zu Beginn im zweiteiligen kontrastierenden Hauptthema und ist in allen vier Sätzen hindurch präsent. Passend dazu resümiert Mathias Husmann in seinen „Präludien fürs Publikum“, dass das Sinfoniefinale in der Musikgeschichte fortan nicht mehr als Kehraus, sondern als Hauptstück betrachtet wurde. Der hohen Kunstfertigkeit des letzten Satzes verdankt das Werk letztlich seinen heutigen Stellenwert – Mozart selbst erlebte den Erfolg seines Werkes jedoch nicht mehr.
Göttliche Erhebung
Ob die Jupitersinfonie noch zu Lebzeiten Mozarts öffentlich aufgeführt wurde, gilt als unwahrscheinlich, möglicherweise jedoch erklang sie am 14. April 1789 erstmals am Dresdner Hof. Sichergestellt ist jedoch, dass ihr heutiger Name nicht auf ihren Schöpfer zurückgeht. Wer hingegen die Sinfonie mit der römischen Gottheit Jupiter in Verbindung brachte ist wiederum nicht belegt. Hier kommt nach einer Aussage des englischen Verlegers Vincent Novello der Konzertveranstalter Johann Peter Salomon in Betracht, andere Quellen gehen jedoch von dem Pianisten Johann Baptist Cramer aus, der dem Werk eine göttliche Vollkommenheit zusprach. Ob mit oder ohne göttlichem Attribut, die Jupitersinfonie trat nach Mozarts Tod ihren weltweiten Triumphzug an – jeglicher Schwermut zum Trotz.
Die wichtigsten Fakten zu Wolfgang Amadeus Mozarts Sinfonie Nr. 41 in C-Dur KV 551, Jupitersinfonie:
Orchesterbesetzung: Querflöte, zwei Oboen, zwei Fagotte, zwei Hörner in C (im zweiten Satz in F), zwei Trompeten in C, Pauken, zwei Violinen, Viola, Cello, Kontrabass.
Sätze
1. Satz: Allegro vivace
2. Satz: Andante cantabile
3. Satz: Menuetto. Allegretto
4. Satz: Molto allegro
Aufführungsdauer: 30 bis 35 Minuten
Referenzeinspielung
Mozart: Sinfonie Nr. 41 in C-Dur KV 551, Jupitersinfonie
Concentus Musicus Wien
Nikolaus Harnoncourt (Leitung)
Sony Classical
Diese Einspielung Nikolaus Harnoncourts von Mozarts Jupitersinfonie, gemeinsam mit „seinem“ Concentus Musicus Wien, kann als Höhepunkt seiner Auseinandersetzung mit Mozarts Sinfonik gelten. Euphorisch, jedoch ohne Überschwang präsentiert sich der zu jeder Zeit transparente Orchesterklang. Gleichzeitig wird jede Facette der letzten Sinfonie Mozarts detailliert ausgearbeitet.