Roland H. Dippel
Artikel
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Mörderisches Glück
(Dessau, 25.2.2023) Alexander Zemlinskys in der Wagner-Nachfolge des 20. Jahrhunderts stehendes großes Musikdrama ist zum Kurt Weill Fest 2023 die auf- und anregende Premiere, die stürmisch umjubelt wird.
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Intensiver Dialog
Mit Véronique Gens und dem von Alexandre Bloch geleiteten Orchestre National de Lille wird Francis Poulencs „La Voix humaine“ zum packenden Hörspiel.
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Erlesene Fundstücke
Begleitet von Mathieu Pordoy bricht Sopranistin Marina Rebeka zu einer Reise in unbekannte Regionen des französischen Kunstlieds auf.
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Körperfeindliches Frostfestspiel
(Berlin, 19.2.2023) Die sensitive Mattheit der Bildwelten des Avantgarde-Messias Romeo Castellucci überstrahlt die Sopranistin Vera-Lotte Boecker in der Titelpartie mit echter Wärme.
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Kantables Spitzenereignis
Auf der neuen Entdeckungsreise von Philippe Jaroussky spürt man die Vertrautheit des Countertenors mit Christina Pluhar und L’Arpeggiata.
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Musikalische Sensibilitäten-Orgie
(München, 16.2.2023) Massenets fieberndes Schwelgen steigern die Charlotte von Sophie Rennert, der Werther von Lucian Krasznec und das Orchester unter Anthony Bramall mit kluger Sensitivität. Nur Regisseur Herbert Föttinger hört offenbar nichts von den durch Massenet auskomponierten Ambivalenzen.
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Harmonisch und expressiv
Nach mehr als 45 Jahren kommt Paul Dessaus Oper mit der von Dominik Beykirch geleiteten Staatskapelle Weimar wieder auf die Bühne – mit exzellenten Gesangsleistungen.
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Theater der Grausamkeit
(Ulm, 9.2.2023) Regisseur Christian von Götz erzählt Mascagnis Eifersuchtsdrama aus der Perspektive des italienischen Faschismus und entdeckt auch in Leoncavallos toxische männliche Gewalt. Das Sängerensemble geht rückhaltlos mit, GMD Felix Bender verklammert die Verismo-Zwillinge mit sattem Drive.
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Make love, not war
(Erfurt, 28.1.2023 ) Als brachiales und groß dimensioniertes Tagesthemen-Musiktheater gelingt Rossinis Katastrophenoper „Die Belagerung von Korinth“ zu einer der besten musikalischen Gesamtleistungen des Theaters Erfurt seit langem.
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Zu dicht, zu dick
Mit Ausnahme von Günther Groissböck und Miriam Kutrowatz erreichen die Künstler nicht das Niveau früherer Beiträge zur Lortzing-Diskografie.
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Pulsierende Neueinspielung
Mit tiefem Verständnis legen Les Talens Lyriques und ihr Gründer Christophe Rousset Spannungspotenziale in Lullys „Psyché“ frei.
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Hetero-Operette mit Format
(Annaberg, 21.1.2023) Der komponierende Tenorstar Daniel Behle und der Schweizer Autor Alain Claude Sulzer bringen ein wohlgenährtes Operettenbaby zur Welt. Sie knüpfen damit geradewegs an die großen Zeiten der Berliner und Wiener Operette an.
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Akustisches Gold
Barbara Hannigan und Raoul Steffani besingen leuchtend die Sehnsucht mit arrangierten Werken von Alban Berg und Gustav Mahler.
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Mit Liebe
Mit einer Live-Einspielung von „Jagden und Formen“ feiert das Ensemble Modern seine langjährige Freundschaft zum Komponisten Wolfgang Rihm.
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Sensibler Belcanto-Höhenflug ohne Sex
(Erl, 28.12.2022) Werk und Wiedergabe von Mercadantes Moritat sind in Tirol schlichtweg sensationell. Das liegt an der poetischen Kraft der Inszenierung von Hans Walter Richter wie am empfindsam erregenden Dirigat von Giuliano Carella und den famosen Sängern.
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Musikantische Krokodilstränen
Das Janáček Philharmonic Orchestra mit Geigerin Julie Svěcená und Dirigent Dario Salvi loten lustvoll Franz von Suppés Mozart-Lebensbild aus.
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Vor allem im Bereich der Oper hat es die Nase vorn
Das Bayerisches Staatsorchester feiert sein 500-jähriges Bestehen mit drei Konzerten im Münchner Nationaltheater.
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Schönheit und Kälte
Julie Fuchs und Thomas Hengelbrock verbinden auf „Amade“ Werke des jungen Mozart zu einem genialen Zyklus eines „Coming of Age“.
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Tristan stirbt für sich allein
(Ulm,15.12.2022) Die französische Alternative zu Wagners „Tristan und Isolde“ des Orgelvirtuosen Charles Tournemire erlebt ihre späte, begeistert aufgenommene Uraufführung und zeigt eindrucksvoll: Weniger kann sehr wohl mehr sein.
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Dagmar und ihr Wunderteam
(München, 9.12.2022) Die Musical-Uraufführung von Peter Lund und Wolfgang Böhmer belebt den legendären Hedonismus des 70er und 80er Jahre-München von Freddie Mercury, Rudi Moshammer und Walter Sedlmayr. Die jung gebliebenen Zeitzeugen der Alternativ-Szenen von damals bejubeln das Erfolgsstück so sehr wie Jungen der Gegenwart.
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Barockes Sperrstunden-Nocturne
(Schwetzingen, 3.12.2022) Mit gleich zwei szenischen Enden bestraft Regisseurin Nicola Raab ihren Odysseus für sein Sichdavonstehlen eines nur mal eben Zigaretten holenden Mannes. Reinhard Keisers burleske Barockoper wird so gewitzt zum frühen Musical.