Roland H. Dippel
Artikel
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Hart, unsentimental und tieftraurig
(Gießen, 19.2.2021) Musiktheater als emotionaler Extremwinter ohne Frostschutzmittel: Charles Wourinen, der amerikanische Komponist finnischer Abstammung, vertonte die Story einer utopiefreien schwulen Liebe nach dem gleichnamigen Film schonungs- und kompromisslos. Cathérine Miville inszeniert die Annäherung der beiden Männer mit subtiler Körperlichkeit.
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Schicksalsjahre einer Prinzessin
(Meiningen, 18.2.2022) Die aufregendste mitteldeutsche Opernentdeckung aus dem 19. Jahrhundert seit Jahren: Der komponierende Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha verfügte über packende musikdramatische Stoßkraft, schuf ein zwischen Rossini, Auber, Meyerbeer und Marschner lustwandelndes Opus – ein Muss für Freunde des 19. Jahrhunderts, das weltweit nur hier zu erleben…
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Todesgewisse Rauschhaftigkeit
(Magdeburg, 10.2.2022) Eugen Engels Musik ist stark, dabei tief im Fin de Siècle verhaftet und voller chromatischem Berauschungsklang. Für die posthume Uraufführung seiner Oper definiert Regisseurin Olivia Fuchs das immense Spannungsfeld des Werks, die dirigierende Entdeckerin Anna Skryleva entflammt Ensemble und Orchester vollends für die enorme Neuentdeckung.
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„Bei Schönberg habe ich geflucht“
Die finnische Sopranistin Camilla Nylund auf dem Weg zu Isolde und Brünnhilde.
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Magisch
Mit Sabine Devieilhe und Cyrille Dubois in den Titelpartien gelingt Les Ambassadeurs unter Alexis Kossenko eine erstaunliche Wiederentdeckung von Rameaus „Achante et Céphise“.
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Hoch über dem Vierwaldstättersee trifft sich die Crème de la Crème der Kammermusik
Das Bürgenstock Winterfestival im Hotel Villa Honegg, im Kaufleuten in Zürich und im Stadthaus Winterthur gibt „Kontra!“.
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Orpheisches Zank- und Glücksmysterium
(Berlin, 23.1.2022) David Bates steigert die geniale Gluck-Partitur zum Thriller, Damiano Michielettos Regie steht Harry Kupfers legendärer Inszenierung von 1987 in nichts nach. Ein Triumph auf ganzer Linie.
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Ausdruck und Auswahl
Bassbariton Florian Boesch hält Krenek für so wichtig wie Schubert.
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Freitonaler Puderzucker
(Dresden, 18.1.2022) Die deutsche Erstaufführung von Chaillys „Die kahle Sängerin“ beweist vor allem, dass Ionesco durch kompositorische Belanglosigkeit nicht totzukriegen ist. Ein hochachtbarer Pyrrhus-Sieg.
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Kalkuliert
An der Seite von Christian Thielemann und den Wiener Philharmonikern glänzt Mezzosopranistin Elīna Garanča bei der Salzburger Live-Aufnahme der „Rückert-“ und „Wesendonck-Lieder“.
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Erler Komödien-Winter
(Erl, 26. und 27.12.) Mit zwei Komödien-Spitzenreitern von Anno dazumal entpuppen sich die Tiroler Festspiele zu Weihnachten als Ort der burlesken Repertoire-Überraschungen, die man erlebt haben muss.
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Fehlende Kontraste
Trotz einiger Vorzüge in Besetzung und Auslegung fehlt Lawrence Fosters Interpretation von „Madama Butterfly“ das sensible Gegenspiel von Anmut und Monumentalität, um mit der starken Tonträger-Konkurrenz mithalten zu können.
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Avantgardist der Operette
Klaus Waller entschleiert das wahre Leben Paul Abrahams hinter dessen mondänen Fantasien.
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Unterschätztes Gesamtschaffen
Vor hundert Jahren starb der Komponist Camille Saint-Saëns in Algier.
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Mit Verve
Mit weicher und emotionaler Stimme stürzt sich Altist Jakub Józef Orliński in die Weltersteinspielungen und sorgt mit jedem Track für mehr begeisterndes Hörvergnügen.
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Spanische Rarität
Das hochkarätige Liedschaffen von Isaac Albéniz wurde über hundert Jahre nahezu vergessen – völlig zu Unrecht, wie die geniale Gesamteinspielung von Adrianna Gonzales und Iñakí Encina Oyón beweist.
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Toxische Ehemänner
(Gera, 10.12.2021) Ruben Gazarian leitet einfühlsam einen Doppelabend, der zur wunderlichen und aufrüttelnden Maßnahme gegen Corona-Apathie wird.
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Musikalischer Weggefährte
Kent Nagano gehört zu den wichtigsten Messiaen-Interpreten. Gemeinsam mit dem BR-Symphonieorchester und BR-Chor trägt er das Erbe des spirituellen Komponisten in die Zukunft.
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Frühreifer Mozart
Unter Marc Minkowski zeigen Stimmen wie die von Michael Spyres, Elsa Dreisig und Sabine Devieilhe, dass Mozart 1774 schon auf dem besten Weg zu den Charakteren seiner späteren Opern war.
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Schlaflos im Sehnsuchtsort
(Berlin, 28.11.2021) Die Uraufführung des Komponistenzauberers Peter Eötvös wird zu einem Sieg der feinen, stillen und schönen Mittel – und großer, wahrhafter Poesie.
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Gift statt Ertrinken
(Berlin, 27.11.2021) Partiendebüt und Psychothriller: Sopranistin Annette Dasch krönt einen grandiosen Janáček-Abend des idealen Zusammenspiels von Charakteren, sängerischer Erschließung und Einfühlungsvermögen.