Roland H. Dippel
Artikel
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Walisische See- und Sauflieder
Ein Crossover der ungewöhnlichen Art ist Bryn Terfels erstes Studioalbum seit über fünf Jahren mit Musik aus seiner walisischen Heimat.
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Musikalische Waschkraft gegen Psychomüll
(Meiningen, 23.2.2024) Henrik Ibsens Skandalstück „Gespenster“ hatte 1886 am Meininger Hoftheater die erste öffentliche Aufführung in Deutschland erlebt. Jetzt wurde die Geschichte als erste Oper des Norwegers Torstein Aagaard-Nilsens am selben Ort sehr zu Recht umjubelt. Die trügerisch filigran komponierte Literaturoper hat es in sich.
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Betörender Liebeskollaps
Mustergültig führt Marc Minkowski die Musiciens du Louvre durch Händels Zauberoper „Alcina“ mit Magdalena Kožená in der Titelpartie.
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Zwischen Schattendasein und Rampenlicht
Das 32. Kurt Weill Fest in Dessau-Roßlau widmet sich großartigen Frauen.
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Neues Kapitel
Als Weltpremieren legt Alois Mühlbacher Solo-Kantaten über die unfreiwillige Trennung von Liebenden aus der Feder Antonio Bononcinis vor.
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Keine Trauma-Therapie – trotz Mozart
(Köln, 17.2.2024) Floris Vissers Inszenierung zeigt gewiss methodisches Zielstreben. Doch droht ein Empathieverlust durch einen Bilderorkan von traumatisierten Tätern und in Bewältigungsneurosen getriebenen Opfern. Das Gürzenich-Orchester unter Rubén Dubrovsky modellierte auch an unpassenden Stellen berückend schöne Bläserläufe.
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Wagner als Wissenschaftsthriller
(Saarbrücken, 11.2.2024) Wagners Bühnenfestspiel als Menschheitsexperiment, in dem eine wissenschaftliche Elite am Homo sapiens manipuliert und ethische Basiskonflikte ausficht: Das gewagte Konzept geht auf geradezu verblüffende Weise auf.
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Erlesene Kostbarkeiten
Der mexikanische Tenor Javier Camarena und Pianist Ángel Rodíguez rücken Francesco Paolo Tostis endlich Liedpreziosen in die vordere Reihe.
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Drei starke Frauen
(Würzburg, 4.2 2024) Trotz eines ideal harmonierenden, sich ergänzenden und synergetisch agierenden Frauentrios werden die durchaus kreativen Regieeinfälle in der Oper aller Opern weder modelliert, geschärft noch legitimiert.
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Starkes Hörerlebnis
Die Kremerata Baltica leuchtet mit dichtem und substanziellem Klang überwiegend freitonale Werke baltischer Tonschöpfer aus.
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Wandlungsfähig
Bei ihrem Ausflug in die Operette glänzt Sopranistin Diana Damrau, begleitet vom Münchner Rundfunkorchester, als lernwillige Teamplayerin.
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Selbstjustiz und schwarze Zukunft
(Nürnberg, Opernhaus, 20.1.2024) Wir brauchen diesen Libertin im Leben und in den Träumen: Regisseurin Vera Nemirova zeigt, wie eine von Don Giovanni gereinigte Gesellschaft weitaus unglücklicher ist als zuvor. Dazu liefert Roland Böer mit der Staatsphilharmonie Nürnberg eine schillernd perspektivenreiche musikalische Deutung.
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Kantabel und kulinarisch
An Carlo Montaneros Neueinspielung von Puccinis Opernliebling „Tosca“ mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin gibt es nichts auszusetzen.
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Respekt und Toleranz
Das Mizmorim Kammermusik Festival in Basel feiert seine ersten zehn Jahre.
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Ukrainischer Opern-Frühling
Schon lange vor dem Krieg setzte die Nationaloper Lwiw auf ein umfangreiches Repertoire nationaler Provenienz.
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Kreatives Pastoralpoem
Glucks Fünfakter „Écho et Narcisse“ gelingt Hervé Niquet und seinem Concert Spirituel meisterhaft und erlesen.
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Faszinierend eigenwillig
Die Staatskapelle Halle und Michael Wendeberg entdecken Ignaz Paderewskis einzige Oper „Manru“ wieder, die im Ergebnis aber zu zögerlich gerät.
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Das ungarische Prickeln
(München, 23.12.2023) Die ausgereizten Pole des Stücks und seiner Umsetzung passen eben doch zusammen: Das beweist Barrie Kosky als Regisseur so sehr wie der GMD der Bayerischen Staatsoper. Unter Vladimir Jurowski leuchtet Münchens 500-jähriges Staatsorchester.
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Unausgewogen
Cyrille Dubois‘ Wanderer gerät in Schuberts „Winterreise“ zum scharfen Beobachter, den Anne Le Bozec am Klavier aber ohne erkennbare Haltung begleitet.
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Der Ungeliebte
(Berlin, 15.12.2023) Donizettis Werkkosmos des Belcanto will mit höherer Spannung und Affekten gefüllt sein. Dies gelingt an der Deutschen Oper Berlin immerhin teilweise. David Alden baut ästhetische Bilder von figurativer Klarheit. Enrique Mazzola weckt in der Sinfonia ganz hohe Erwartungen, die er später nicht vollends einlöst.
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In Seelenfeuer gehärtete Worte
Alte-Musik-Experte Thomas Guthrie verwandelt die Bitterstoffe von Schuberts „Die schöne Müllerin“ in Klangschärfe.