Roland H. Dippel
Artikel
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Anthropozän am Abgrund
(Coburg, 31.3.2024) Alle Rettungsexperimente misslingen, Rache ist nicht süß, und mit Wagners trügerisch milder Ges-Dur-Apotheose könnte die nächste Welttheaterrunde sofort beginnen. In der langfristigen Ersatzspielstätte des Landestheater Coburg folgt das Premierenpublikum dem aufregenden Sog der „Götterdämmerung“ mit wacher Aufmerksamkeit und wachsender Begeisterung.
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Eigenwillig
Experimentell verzahnt Simon-Pierre Bestion Stabat-Mater-Vertonungen von Scarlatti und Dvořák – mit mäßigem Erfolg.
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Originelle Auswahl
Elīna Garanča präsentiert ein „Poesiealbum“ mit Kontrasten, innerer Ruhe und Gefasstheit.
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Gestraffte Dramatik
Farbintensiv bringen Jonathan Cohen und ein starker Sängercast Händels englischsprachiges Oratorium „Theodora“ zum leuchten.
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Die guten Geister von Weimar
(Weimar, 16.3.2023) Auf der (post)bildungsbürgerlichen Weimar-Tour von Don Magnifico trainieren seine Töchter den Blick auf das Wesentliche: einen Mann mit Geld und Macht. Regisseur Roland Schwab beamt Rossinis Märchenoper mit Fortune in die Klassikerstadt mit all ihren Geistesgrößen.
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Haltungssache
Litauens Weltstar Asmik Grigorian singt leicht versachlichend Richard Strauss‘ „Vier letzte Lieder“ in der Klavier- und der Orchesterversion.
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Kantige Wiederentdeckung
Il Gusto Barocco und sein Gründer Jörg Halubek wecken Johann Sigismund Kussers Oper „Adonis“ aus dem Dornröschenschlaf.
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Sternstunde für intelligentes Musical
(Plauen, 3.3.2024) Dirk Löschners Intendanz möchte man nach dieser Premiere den Orden für gekonntes Musical anheften. Hier passt alles: Plot, Text, Musik, Szene, Ensemble, Bühne. Das unverbrauchte Musical-Meisterstück ist ein Prototyp des britischen Humors.
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Starkes Wagner-Abenteuer
Der Wiener „Parsifal“ mit Jonas Kaufmann in der Titelrolle ist auch bis in die kleinsten Partien hinein hervorragend besetzt.
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Sizilianische Sinnkrisen
(Dessau, 2.3.2024) „Król Roger“ ist Karol Szymanowskis Hauptwerk und auch für westliche Bühnen eine zwar seltene, aber regelmäßige Leistungsschau. Das Anhaltische Theater besteht sie glänzend – und dies nur kurz nach Richard Wagners „Tristan und Isolde“.
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Walisische See- und Sauflieder
Ein Crossover der ungewöhnlichen Art ist Bryn Terfels erstes Studioalbum seit über fünf Jahren mit Musik aus seiner walisischen Heimat.
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Musikalische Waschkraft gegen Psychomüll
(Meiningen, 23.2.2024) Henrik Ibsens Skandalstück „Gespenster“ hatte 1886 am Meininger Hoftheater die erste öffentliche Aufführung in Deutschland erlebt. Jetzt wurde die Geschichte als erste Oper des Norwegers Torstein Aagaard-Nilsens am selben Ort sehr zu Recht umjubelt. Die trügerisch filigran komponierte Literaturoper hat es in sich.
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Betörender Liebeskollaps
Mustergültig führt Marc Minkowski die Musiciens du Louvre durch Händels Zauberoper „Alcina“ mit Magdalena Kožená in der Titelpartie.
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Zwischen Schattendasein und Rampenlicht
Das 32. Kurt Weill Fest in Dessau-Roßlau widmet sich großartigen Frauen.
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Neues Kapitel
Als Weltpremieren legt Alois Mühlbacher Solo-Kantaten über die unfreiwillige Trennung von Liebenden aus der Feder Antonio Bononcinis vor.
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Keine Trauma-Therapie – trotz Mozart
(Köln, 17.2.2024) Floris Vissers Inszenierung zeigt gewiss methodisches Zielstreben. Doch droht ein Empathieverlust durch einen Bilderorkan von traumatisierten Tätern und in Bewältigungsneurosen getriebenen Opfern. Das Gürzenich-Orchester unter Rubén Dubrovsky modellierte auch an unpassenden Stellen berückend schöne Bläserläufe.
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Wagner als Wissenschaftsthriller
(Saarbrücken, 11.2.2024) Wagners Bühnenfestspiel als Menschheitsexperiment, in dem eine wissenschaftliche Elite am Homo sapiens manipuliert und ethische Basiskonflikte ausficht: Das gewagte Konzept geht auf geradezu verblüffende Weise auf.
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Erlesene Kostbarkeiten
Der mexikanische Tenor Javier Camarena und Pianist Ángel Rodíguez rücken Francesco Paolo Tostis endlich Liedpreziosen in die vordere Reihe.
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Drei starke Frauen
(Würzburg, 4.2 2024) Trotz eines ideal harmonierenden, sich ergänzenden und synergetisch agierenden Frauentrios werden die durchaus kreativen Regieeinfälle in der Oper aller Opern weder modelliert, geschärft noch legitimiert.
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Starkes Hörerlebnis
Die Kremerata Baltica leuchtet mit dichtem und substanziellem Klang überwiegend freitonale Werke baltischer Tonschöpfer aus.
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Wandlungsfähig
Bei ihrem Ausflug in die Operette glänzt Sopranistin Diana Damrau, begleitet vom Münchner Rundfunkorchester, als lernwillige Teamplayerin.
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„Oh, hier läuft aber einiges schief!“
Die Dirigentin Alondra de la Parra hört und kommentiert Aufnahmen von Kollegen, ohne dass sie weiß, wer spielt.
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